Vom Konflikt zum "Leid der Leit"
Kriege und Konflikte können sehr unterschiedlich in Intensität und Form sein, und beinhalten ein gegeneinander gerichtetes Verhalten von Konfliktpartnern, durch welches sich der Konflikt anzeigt und ihn oft noch verschärft (Konkurrenzdenken, verbale Angriffe, Respektlosigkeit, Verweigerung von Kommunikation, oder physische Gewaltausübung),
Dazu gehören auch die gegensätzlich gerichteten und somit scheinbar unvereinbaren Interessen (Ziele),
unterschiedliche Einstellungen und Haltungen der in Konflikt-Befindlichen, und die Bewertung des Gegenübers.
Weil im Nachhinein Verletzungen, Wunden, negative Erinnerungen, Angst - kurzum ein Schmerz durch verletzten Emotionen oft zurückbleibt, kann ein Konflikt auch wie aus dem Nichts wieder entbrennen.
Die emotionale Auf- und Erlösung ist also wichtig.
Leid - ohne Zweifel ist das ein grosses Wort. Auf die sprachliche Beschaffenheit, und den Ursprung zu schauen lohnt sich:
Mit dem offenbar stimmigen Wurzelwort: Leit "verabscheuen, Böses tun, freveln"
lassen sich die griechischen Varianten" alé͞itēs ‘Frevler’, alité͞in (ἀλιτεῖν) ‘freveln, fehlen, sündigen"
sowie das West-, und Nordgermanische Adjektiv *laiþa" ‘schädigend, kränkend, widerwärtig, unangenehm, Widerwille’ zusammenstellen. - Oha?! Klingt das so ganz anders, als es das heutige Leid, Leiden, leiden, erleiden Glauben machen?!
Los also gehts, auf die Spurensuche.
Beschränkt:
Im frühen deutschen Sprachgebrauch noch im Sinne von ‘unangenehm, schlecht, böse’ genutzt,
bleibt "leid" heutig stehen auf dem vorrangigen Gebrauch von "leid tun, leid sein", (mit Dativ der Person.
Das althochdeutsche Adverb "leido" (ca um 1000), zeigt noch auf: "etwas (oder) jemand tut jemandem leid, oder bedauert", sowie auch (das tuot mir leit) "das schmerzt mich".
Daneben kommt in neuerer Zeit das: "einem leit/leide tuon" gleich dem "jemandem einen Schaden zufügen"; wie auch "jemandem ist etwas leid, ich bin es leid" als "lästig, zuwider, verhaßt" (da klingt dann doch die Wurzel auf),
aber auch "bedauert, bereut". Also "einer Sache, Person überdrüssig sein" (wo das ursprünglich genitivische als Akkusativ steht). // "leidig" - ‘lästig, unangenehm’. ---- Seit dem 18. Jahrhundert steht Leid in aktueller Bedeutung wie "beleidigen" - "kränken, verletzend behandeln, verletzen, schädigen" als Variante vom althochdetuschen "leidigōn" - "Leid zufügen, betrüben, verwirren, kränken, verletzen" (Dazu "Beleidigung, Kränkung, Schädigung, Schaden, Unheil",
neben "die Freude verderben" oder "verleiden" im Sinne von verhaßt machen"’, auch als "anklagen, beschuldigen".)
"Leiden - leiden" auch "leiten"
Das "leidōn" (aus dem 8. Jh.), mhd. leiden ‘anklagen, Leid zufügen’ gehört unterschieden vom modernen "leiden".
Hier geht es um das vom "körperlich- oder seelischen Schmerz gequält werden", - es geht somit um soviel wie das "ausstehen, ertragen, dulden, zulassen", also auch um das "etwas (nicht) leiden können".
"līdan" (althochdeutsch) bedeutet "ertragen, erdulden"
Das gemeingermansiche Verb bedeutet ursprünglich "sich fortbewegen, gehen, vergehen" (leiten)
Reste des alten Gebrauchs sind gleichfalls im althochdeutschen "līdan" erkennbar, bedeutet es zudem auch soviel wie das "fahren, vergehen", oder "līden" - "gehen, vorübergehen"’, im niederländischen (schwedischen "lida") "geleden" heißt das "‘vergangen, verflossen, vergehen" . ((Hier kommt also ein zeitlicher Kontext ins Blickfeld. Es geht wie immer von Groß nach Klein (in Wechselwirkung), sprachlich vom Haupt- ins Tu-Wort, und verminderter.))
Im ethymologischen "Schlüssel" heißt es daher auch:
Der Bedeutungswandel geht anscheinend von Süden (alem., rheinfrk.) nach Norden: "Ertragen müssen, erdulden, Schaden nehmen" bis hin zur Bedeutung "bis zu Ende gehen, bestehen, erleben, ertragen"
Das Neutrum Leid (großer Kummer, seelischer Schmerz, angetanes Unrecht, Kränkung...) ist eine Substantivierung.
Ebenfalls anzuschließende feminine Bildungen sind "Unlust, Anklage, Verfolgung, Feindseligkeit, Trauer, Angst, Bangigkeit"
Dem Adjektiv "schmerzlich, bedauerlich, widerwärtig" ("leid" 8. Jh.), steht das mittelhochdeutsche "leit" kaum nach mit seiner Bedeutung "nicht lieb, betrübend, widerwärtig, verhaßt, schmerzlich".
Was nun lässt sich schon im sprachlichen Kontext schlussfolgern?
DIe Ordnung besagt, dass wer Steine schmeißt, sie später wieder aufsammeln wird (müssen).
Durch die Sprache zeigt sich auch, dass es sich bei der geschaffenen heutigen "Unordnung" auf Erden, um einen zunächst langdauernden Prozess handelt
Schön ist also der Spruch (von wem auch immer er denn stammt):
"Der Mensch is' guat, aber die Leit' san a G'sindel!"